Eine
Woche Island im Juli
Island – schon lange wollten meine Tochter
Clara und ich dorthin. Sie ist eine begeisterte Reiterin, wenn auch bisher
„nur“ auf deutschen Schulpferden. Ich selber bin als Jugendliche und junge Frau
viel geritten, nach einem schweren Reitunfall ritt dann leider auch immer die
Angst mit, und irgendwann hatte ich daher aufgehört. Meine Tochter drängelte
mich, es doch noch einmal zu versuchen, meine Antwort war stets: „Wenn, dann
setze ich mich nur auf einen Isländer und wenn, dann nur in Island.“ Über Jahre
wurde also Island ein Traumziel für uns, nicht zuletzt wegen der Pferde, die
mir so aus der Ferne recht vertrauenerweckend schienen.
Im Herbst 2014 beschlossen wir dann, den Plan
in die Tat umzusetzen. Wir wollten reiten, aber auch etwas vom Land sehen und
von den Menschen mitbekommen. Einen Wanderritt traute ich mir nun wahrlich nach
so langer Zeit nicht zu. Ich recherchierte also die Möglichkeiten, traf im
Internet auf Egilsstadir1 und dachte direkt, „das muss es sein, das passt“.
Angeboten wurde eine ideale Mischung aus Ausflügen und Ausritten, das Ganze mit
überschaubarer Gästezahl (maximal 10) und unter deutsch-isländischer Leitung
der Familie Grossklaus-Lárusson! Das klang alles gut und wir buchten für uns ein
Zimmer im Juli.
Mit viel Vorfreude, aber auch Unsicherheit
(„Würden wir auf den Pferden klarkommen?“) traten wir unsere
Mutter-Tochter-Reise an.
Schon die erste Überraschung am Flughafen:
Nach unserem etwas anstrengenden Nachtflug ein sehr herzlicher Empfang von Sarah,
der supernetten Angestellten der Familie. Das hatte schon mal geklappt! Dann,
auf der Farm angekommen, die nächste schöne Überraschung: Gebucht war ein
Zimmer, aber Christiane Grossklaus hatte sich gemerkt, dass wir eigentlich
gerne eine Hütte für uns gehabt hätten, diese war aber bei Buchung schon belegt
gewesen. Die wunderschöne Holzhütte war wohl kurzfristig doch freigeworden und
voila, wir durften sie belegen! Zweckmäßig und gemütlich eingerichtet, mit
Blick auf Pferdeweiden und die Vulkane Hekla und Eyjafjallajökull fühlten wir
uns jede Minute darin wohl.
Am nächsten Morgen stand zunächst ein
reichhaltiges Frühstück auf dem Programm, bei dem wir auch die sehr netten
Mitreisenden kennenlernten. Die „Tagesansage“ lautete: „Wir treffen uns um 11
am Stall!“ Das Wetter war sehr kalt (12 Grad und Wind), aber auch freundlich
mit toller Sicht über das grüne Tiefland bis zu den Vulkanen. Wir zogen vieles
übereinander, die neuen Reithosen und Reitschuhe an und gingen dann mit etwas
klammem Herzen zum Stall. Dort lernten wir den immer freundlichen und Mensch
und Tier gleichermaßen zugewandten Ólafur kennen, der zusammen mit Nina, einer
weiteren sehr sehr netten Angestellten der Familie, den Ausritt begleiten
sollte.
Ich bekam die Ansage: „Du versuchst es mal mit
Assa, die braune Stute da drüben, schnapp dir ein Halfter und hol sie mal vom
Paddock.“ Huch, ich etwa?? Schluck! Ich tat aber, wie geheißen und kam aus dem
Staunen nicht mehr heraus: Assa schaute mich ruhig an und ließ sich brav vom
Paddock führen. Auch die anderen Pferde wirkten ausgesprochen ausgeglichen und
gelassen. Und siehe da, ich hatte keine Angst, und meine Tochter (die
allerdings auch sehr viel routinierter im Umgang mit Pferden ist) auch nicht.
Im Gegenteil: Der erste Ausritt war ein
riesengroßer Spaß, freundlich begleitet mit „Anleitung“ für mein Pferd und
einer Pause an einem spektakulären Wasserfall, dem Urridafoss. (Schon lässig,
im Gegensatz zu anderen Touristen solch ein Ziel per Pferd zu erreichen…J) Die
Wege führten auf alten Pfaden über Wiesen und Lavafelder am Fluss entlang und
über Stock und Stein. Die Pferde freundlich und trittsicher, aufgeweckt und
willig. Angst? Nicht die Spur.
Nach dem Ausritt dann gab es ein spätes
Mittagessen, Suppe, Brot, Obst und diverse Beilagen, wir hatten mächtig Hunger.
Nach dem Essen kurze Pause, dann stand ein Ausflug mit allen zu einem älteren
Vulkankrater, dem Kerid und zwei wichtigen touristischen Zielen in Island, dem
Geysir Strokkur und dem nächsten, noch spektakuläreren Wasserfall Gullfoss,
freundlich begleitet von Christiane und Sarah.
Wieder „Zuhause“ angelangt, gab es dann noch
ein tolles Abendessen (Kartoffeln, Fischfilet und Salat), dann fielen wir
völlig glücklich ins Bett.
Die nächsten Tage ging es dann genauso schön
weiter: Wundervolle Ausritte durch herrliche isländische Landschaften auf
tollen Pferden, spektakuläre Ausflüge zu wichtigen Zielen wie z. B. Thingvellir
oder Eyrarbakki, Eyjafjalljökull, Wikingerlanghaus und weitere). Gerne wurden jederzeit Wünsche der Gäste
berücksichtigt („Können wir heute mal zum
Supermarkt/Weinladen/Andenkenladen/Reiterbedarf fahren?? Kommen wir auch nach
Reykjavik?“)
Christiane, die unglaublich gut organisieren
kann, versuchte, das möglich zu machen, was ging. Eine echte Leistung, zumal
jeder Gast ja auch vom Flughafen abgeholt und wieder gebracht werden musste.
Von Ólafur erfuhren wir viel über das Reiten und über die hier sehr, sehr gut
gehaltenen und behutsam gerittenen Islandpferde. Außerdem konnten uns beide bei
den Ausflügen viel über die Sehenswürdigkeiten erzählen, da waren wir sicher
anderen Touristen gegenüber sehr im Vorteil.
Am Ende der Woche fiel uns der Abschied dann
sehr schwer. Für uns war es eine ganz großartiger Mutter-Tochter-Urlaub mit vielen schönen
Eindrücken, für mich auch mit der guten Erfahrung, ganz angstfrei auf diesen
entspannten Pferden reiten zu können. (Nun suchen wir in Deutschland einen
Isländer-Hof, um weiter auf Isländern zu lernen.) Island hat uns aber auch
sonst als Urlaubsziel sehr beeindruckt. So gut erholt waren wir lange nicht. Das
Fazit kann also nur lauten: Wir kommen
auf jeden Fall wieder nach Egilsstadir1, vielleicht im übernächsten Jahr,
vielleicht auch mal in der Nebensaison, die ich mir auch schön vorstelle,
vielleicht dann mit der ganzen Familie, denn unseren nicht-reitenden Männern
haben wir den Mund ganz schön wässrig gemacht... J
Bettina Schwarz, Juli 2015
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